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CHRISTEN

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Gut sein – ohne Gott?

Wenn wir mit Menschen ins Gespräch über den Glauben oder die Frage der Existenz Gottes kommen, kommt es vor, dass uns entgegnet wird: „Ich bin so auch ein ganz guter Mensch, man kann auch gut sein ohne Gott.“ Damit will unser Gesprächspartner ausdrücken, dass er keine Notwendigkeit sieht, sich mit der Frage nach Gott auseinander zu setzen und dass er trotzdem genauso gut leben kann wie ein Christ.

Die folgenden Gedanken wollen diese Ansicht etwas genauer unter die Lupe nehmen und ein Anstoß sein, das Ganze zu überdenken …

Es ist offensichtlich, dass auch ungläubige Menschen gute Dinge tun. Ärzte setzen sich ein für kranke Menschen, Feuerwehrmänner riskieren ihr Leben, um Andere aus den Flammen zu retten, Entwicklungshelfer nehmen viele Entbehrungen auf sich, um der Not in der Welt etwas entgegen zu setzen. Wenn man etwas tiefer blickt, wird mehr von der Realität sichtbar. So mancher Arzt, der sich einerseits für das Leben der Kranken einsetzt, schreibt andererseits Atteste für die Tötung ungeborener wehrloser Kinder, wie viele Feuerwehrmänner sind ihrer Frau untreu und welcher Entwicklungshelfer ist in seinem privaten Leben frei von moralischen Verfehlungen? Menschen hinter ziehen die Steuer, belügen und verachten einander, sind neidisch, reden hinter dem Rücken, sind spöttisch, egoistisch, gleichgültig und bequem, habgierig, unaufrichtig und undankbar …

„Gut sein“ und „etwas Gutes tun“ ist nicht identisch.
Auch solche Menschen, die viel Leid über andere Menschen gebracht haben, haben punktuell Gutes getan. Wenn wir als Christen von „Gut-sein“ reden, dann meinen wir etwas Anderes.

Ein gläubiger Mensch hat in der Definition des Gut-Seins einen ganz anderen Ausgangspunkt als ein ungläubiger Mensch. Die Annahme eines absolut guten Schöpfers, der jedes seiner Geschöpfe gewollt und bejaht hat, führt zu einer grundsätzlich anderen Vorstellung von Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit als eine Weltsicht ohne Gott. Es führt auch zu einem anderen Verständnis des Wertes und der Würde des Menschen als die Überzeugung, der Mensch sei ein Zufallsprodukt blind waltender Materie. Wenn der Mensch nur als zufällig entstandener Molekülhaufen existierte, gäbe es eigentlich keinen Grund dafür, warum das menschliche Leben schützenswert ist. Man könnte dem Menschen auch kein moralisches Vergehen zur Last legen, denn wer könnte sich das Recht herausnehmen zu bestimmen, was gut und was schlecht ist? Wenn es keinen absoluten Maßstab gibt, muss man jedem seinen eigenen Wertmaßstab zugestehen. Welchen Grund gäbe es dann zu behaupten, Leiden sei schlechter als Nicht-Leiden oder Leben sei besser als Tod?

… Natürlich denkt niemand so, was zeigt, dass dem Menschen – bewusst oder unbewusst – die Vorstellung eines gewollten sinnvollen Daseins viel näher liegt als die Zufallstheorie. Das konsequente zu-Ende-Denken des atheistischen Weltbildes führt einfach zu absurden Schlussfolgerungen.

Oftmals denken die Menschen, den Maßstab für Gut und Böse – für sich selbst – in sich selbst, in ihrem Gefühl, in ihrer Intuition finden zu können. Sie bedenken dabei vielleicht nicht, dass das subjektive Gute gleichzeitig schlecht für den Andern sein kann. Wer wirklich gut sein will, muss das objektiv Beste suchen, unabhängig von seiner eigenen Persönlichkeit, seinen Wünschen und seinen subjektiven Empfindungen, denn nur dann kann man sicher sein, dass es auch für den Anderen gut ist. Mit der Frage nach dem Besten kommt man zur Frage nach der Wahrheit: Was ist wahrlich das Beste? Wenn der Mensch sich diese Frage nicht stellt, kann das verheerende Folgen haben. An einem Beispiel kann das deutlich werden: Jemand, der keine Ahnung von Krankenpflege hat und auf einen Verhungernden trifft, wird ihm wahrscheinlich ein reichliches Mahl vorsetzen. Und der Verhungernde wird sterben, den er hätte retten können, wenn er das entsprechende Wissen gehabt hätte (dass ein ausgehungerter Körper nur mit ganz leichter Nahrung zurechtkommen kann).

Für einen verantwortungsbewussten Menschen muss die Frage nach dem Besten zu einer brennenden Frage werden.

Wo ist die Quelle der Wahrheit?

Manche setzen den Menschen absolut. Er sei das Maß aller Dinge. Leistung, Intelligenz, Fortschritt werden betont und dass man sich auf Menschenrechte einigen muss. Die Praxis zeigt spätestens in Grenzsituationen, dass diese Theorie nicht trägt. Mit großer Mühe kann man sich auf bestimmte Wertmaßstäbe und Regeln einigen, aber spätestens in Krieg oder Not gleitet das Ganze oft ins Unmenschliche ab, weil jeder doch seinen Vorteil sucht, wenn er nicht eine höhere moralische Instanz anerkennt, die ihm das verbietet.

Wenn man den Menschen als das absolute Maß der Dinge sieht, erkennt man allerdings damit zumindest die Möglichkeit eines absoluten Maßstabes an. Im Menschen kann er aber nicht liegen, weil der Mensch unvollkommen ist.

Atheistische Humanisten vertreten auch bestimmte Ideale. Aber ohne die Anerkennung eines absoluten Maßstabes gehen Ideale eben sehr schnell zugrunde, was tagtäglich unter den Menschen sichtbar wird. Obwohl vom Wert menschlichen Lebens gesprochen wird, der unantastbar ist, wird doch in konkreten praktischen Situationen deutlich, dass es leider immer wieder eine Theorie bleibt. Wir sehen das an solchen Beispielen wie Abtreibung, Euthanasie und sozialer Ungerechtigkeit.

Überall und immer wieder wird deutlich, dass der Mensch aus sich heraus nicht die Kraft hat, die von ihm doch oft anerkannten Ideale aufrecht zu erhalten und danach zu handeln.

Ein aufrichtiger Mensch sieht, dass er an Grenzen stößt,

sowohl in der Erkenntnis als auch in der Umsetzung des Guten. Wer wirklich das Gute tun will, wird suchen, wer ihn lehren kann zu verstehen was wirklich gut ist und ihn auch dazu befähigen kann es zu tun. Er wird sehen, dass das, was er sucht, bei Menschen nicht zu finden ist. Viele von uns haben das auch erfahren. Irgendetwas in uns hat uns gedrängt, weiter zu suchen. Am Ende unserer Suche stand Jesus. Er allein hat vollkommen gut gelebt und hat zugleich alle Ehre dafür seinem himmlischen Vater gegeben. Durch ihn haben wir den lebendigen Gott kennen gelernt. Wir haben gesehen, wer es war, der uns diesen inneren Drang der Suche nach dem Guten und der Wahrheit gegeben hat.

Abelard hat es so formuliert:

„Das Gute liegt in der Zustimmung zum Willen Gottes.“

Gutes zu tun und nach dem Besten zu streben ist für uns Christen nichts, was uns besonders macht. Wir können und wollen das nutzen, was unser Schöpfer uns gab in dem Sinn, wofür er es uns gegeben hat. Ohne Ihn könnten wir nichts tun, denn niemand hat seine Gaben und Fähigkeiten aus sich selbst heraus. Dieses Wissen hilft uns, in Demut zu sehen, wie sehr wir auf ihn angewiesen sind, damit er uns Klarheit gibt in der Frage nach dem Guten und wir sind froh und dankbar, dass wir uns immer an ihn wenden können, damit er uns zum Tun des Guten fähig macht.

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